Pressemitteilung: 2. Essener Arbeitsmarktkonferenz

17.10.2018 | 11:16 Uhr

Fast 150 Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, den Gewerkschaften, der Wohlfahrt und aus dem Fort- und Weiterbildungsbereich trafen sich am Montag (15.10.) zur 1. Essener Arbeitsmarktkonferenz. Vor dem Hintergrund einer boomenden Wirtschaft und deren Fachkräftebedarf und gleichzeitig hohen Zahlen von Langzeitarbeitslosen in Essen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Podiumsrunden und Workshops Lösungsansätze und gemeinsame Initiativen.


Die Wirtschaft in Essen entwickelt sich positiv: Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst seit Jahren an. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch. Firmenansiedlungen führen zu neuen Personalbedarfen. 

Die Arbeitslosigkeit nimmt ab - sowohl im Bereich des JobCenters Essen als auch bei der Agentur für Arbeit. Aber nicht alle Essener Bürgerinnen und Bürger profitieren von der Entwicklung. Nach wie vor ist die Zahl der Jugendlichen hoch, die einen Ausbildungsplatz sucht. Und Perspektiven brauchen vor allem auch die Langzeitarbeitslosen und Langzeit-Transferleistungsbeziehenden, die nicht auf dem 1. Arbeitsmarkt Fuß fassen können oder die neben einem geringen Einkommen ergänzend Leistungen beantragen müssen. Zuwanderung und Fluchtmigration stellen die Stadtgesellschaft vor weitere Aufgaben - bedeuten aber auch Perspektiven für die mitarbeitersuchenden Unternehmen. 

Arbeitsmarktstrategie 2020
Der Rat der Stadt Essen hat vor diesem Hintergrund im Mai letzten Jahres die "Arbeitsmarktstrategie 2020" mit verschiedenen Handlungsfeldern beschlossen. Oberbürgermeister Thomas Kufen formulierte es als Ziel der Konferenz, sie mit den Akteuren des Essener Arbeitsmarktes weiter zu entwickeln und als gemeinsames Handlungsprogramm in der Stadt zu verankern.

Sozialer Arbeitsmarkt
Eine der wichtigsten Aufgaben der Akteure ist es, die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und unter Langzeitleistungsbeziehern zu senken. Mit dem neuen Bundes-Teilhabechancengesetz, über welches das JobCenter Essen ab 2019 wahrscheinlich fast 670 Arbeitsstellen für Langzeitarbeitslose - auch im Handwerk und in der Industrie - fördern kann, ist der Stadt ein erstes Instrument für einen sozialen Arbeitsmarkt in die Hand gegeben. Arbeits- und Sozialdezernent Peter Renzel und JobCenter-Leiter Dietmar Gutschmidt plädierten bei Arbeitgebern und Arbeitssuchenden dafür, die Chancen, die das Gesetz bietet, zu ergreifen, um im Bund wie im Land zu zeigen, dass Essen diesen politischen Ansatz braucht und ebenso umsetzen kann. 

Workshop-Ergebnisse
Für die jungen Arbeits- und Ausbildungsplatzsuchenden forderte Bildungsdezernent Muchtar Al Ghusain ein Umdenken bei Handwerk und Industrie: In Zeiten des Nachwuchsmangels müssten nicht die Jugendlichen sich bei den Unternehmen bewerben, sondern umgekehrt die Firmen ihre Berufsbilder und Entwicklungsmöglichkeiten bei den jungen Menschen besser bewerben. Im angrenzenden Workshop wurde diskutiert, wie man insbesondere auch in den Familien mit Migrationshintergrund besser informieren und Vertrauen in das deutsche Ausbildungssystem schaffen kann. 

Andrea Demler, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Essen, kündigte an, die Informationsarbeit zur Förderung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen arbeitgeberseitig noch zu verstärken. Ein Ergebnis des von ihr moderierten Workshops war es auch, Qualifizierungen von Inhalt und Umfang her noch deutlicher an die Bedarfe der Unternehmen anzulehnen.

Andre Boschem, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (EWG), forderte auf, die Stärken des Standortes zu begreifen und selbstbewusst zu vermarkten: Sie liegen, wie gerade jüngste Firmenansiedlungen zeigen, auch im Arbeitskräftepotential und eng verbunden damit, in der Mehrsprachigkeit und Multikulturalität seiner Einwohnerinnen und Einwohner. 

"Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderung werden ihre Zusammenarbeit in der Stadt Essen zukünftig noch weiter intensivieren“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Die Bündelung aller Kräfte ist eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung und das Gelingen unserer Arbeitsmarktstrategie.“ In der Nachfolge der Konferenz tagen weitere Workshops, um die Ergebnisse voranzubringen.